Schön und gut

Grüssen ist einer der kreativsten Bereiche der Sprache. Lassen wir die regionale und zeitliche Variation beiseite, haben wir immer noch ein Arsenal an Möglichkeiten, unser Gegenüber zu begrüssen. Davon passt natürlich jeweils nur eine stark reglementierte Untermenge.

Die Auswahl reicht von Grüezi, Guten Tag, Guten Abend über Hallo, Tach!, Tach wohl! bis zu hey, ciao, ai!, hallihallo, ey Alter! oder was geht?, und damit ist natürlich noch längst nicht alles aufgezählt. Gerade unter Freunden gibt es noch viel mehr, was man sagen kann, während man sich bei weniger vertrauten Personen eher an die konventionellen Begrüssungsformeln hält.

Doch auch die können variiert werden: Natürlich zuerst mal mit der Intonation – von einem überfreundliches Grüessech bis zu einem eintönig-unterkühlten Hallo ist vieles möglich. Oder man verschluckt die erste Silbe: ’n Obig ist ziemlich geläufig, aber auch Grüezi und Hallo lassen sich zu ‚zi und ‚lo verkürzen.

Schön und gut, aber warum wünschen wir uns eigentlich zur Begrüssung einen guten Tag und nicht einen schönen? Schönen Tag (noch) sagt man zur Verabschiedung (oder auch nur En schöne!). Warum das so ist, weiss ich nicht – aber in mir bekannten anderen Sprachen wünscht sich zur Begrüssung auch niemand einen schönen, sondern immer einen guten Tag: Bonjour, Buenos días, G’day (Australisches Englisch), Добрый день (dobryj djen), Goddag (schwedisch), Góðan Daginn (isländisch), hyvää päivää (finnisch)

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