Die Wirtschafts- oder Weltlage können dazu führen, dass einige Unternehmen einen Gewinnsprung verzeichenen, oder blumiger: ein unverhoffter ein Geldregen auf sie niedergeht. Da ist die Idee einer Übergewinnsteuer nicht weit – oder einer windfall tax.
Die windfall tax war mir kein Begriff, bevor ich im Zuge steigender Energiepreise den Begriff mehrmals las und hörte. Und dachte: Die Angelsächsinnen benutzen eine poetische Metapher, während wir Germanen einen nüchtern Begriff benutzen – Zufall? Volksseele? Schlauer Spin Doctor?
Doch bereits oberflächliche Nachforschungen bringen zu Tage, dass es sich jedenfalls nicht um eine Neuerfindung aus irgendeiner Marketingstube handelt:
- Die Verwendung von windfall als Metapher ist keineswegs neu. Wörtlich ‚Fallobst‘, ist die Verwendung in der Bedeutung ‚unerhoffter Glücksfall‘ schon seit fast fünfhundert Jahren belegt.
- Sowohl Grossbritannien als auch die USA führten im Ersten Weltkrieg Übergewinnsteuern ein und nannten sie auch so: excess profits tax. Von windfall tax war zwar bereits in den 1930ern die Rede, erst 1980 wurde aber in den USA eine windfall profit tax eingeführt, später gab es auch in Australien und Britannien „Fallobst-Steuern“.
Die Metapher windfall ‚Glücksfall‘ scheint also im englischen Sprachgebrauch einfach sehr gut verankert zu sein. Als Freund der Metaphern warte ich nun sehnsüchtig auf den Siegeszug der Geldregensteuer im Deutschen, die hiermit lanciert wäre.