Allgemein

Was man mit Worten machen kann

Reden und schreiben und so halt, ne. Zielgerichtet und weniger zielgerichtet. Und extrem zielgerichtet. Wir sind es uns gewoht; alle Bäcker haben die besten Brote, und natürlich zieht einem auch der Metzger den Speck durch den Mund bei der Anpreisung seiner Fleischwaren. Die Frage ist, ob wir es uns gewohnt sind und deshalb immer kritisch, oder ob wir uns so daran gewöhnt haben, dass wir nicht mehr kritisch sind und auf wohl gewählte Worte hereinfallen. Read on…

The thing that I love most is trying to kill me

„The thing that I love most is trying to kill me.“, sprechsingt Mike Skinner alias The Streets in einem Lied auf seinem neuen Album. Das ist schöner philosophisch angehauchter Pathos – oder halt, ist es nur ein makabrer Scherz? Man kann es so oder so verstehen: Was ich am meisten liebe, versucht mich umzubringen oder Was ich am meisten liebe, ist, versuchen mich umzubringen. Was dann etwas an „Harold & Read on…

Wie Umlaute entstehen (können)

Man kann wohl behaupten, dass Die Umlaute ö [ø] und ü [y] typisch für germanische Sprachen sind. Gehen wir von einem Vokalsystem ohne vordere gerundete Vokale aus, gibt es zwei Arten, wie diese zusätzlichen Vokale entstehen: Variante 1: Vordere, ungerundete Vokale werden durch (Fern-)Assimilation an einen nachfolgenden gerundeten Vokal (meist /u/) gerundet: /i/ /y/, /e/ /ø/. Variante 2: Hintere gerundete Vokale werden von einem nachfolgenden vorderen Vokal (meist /i/) „nach vorne gezogen“ (ergo wiederum eine Assimilation) und damit zu vorderen gerundeten Vokalen: /u/ /y/, Read on…

Epochen von vorn und hinten

Anhand des Schwedischen ist mir aufgefallen, dass das Deutsche bei Epochenbezeichnugen eher inkonsequent ist: Wir sagen das 20. Jahrundert und meinen 1900 bis 1999, die 60er-Jahre sind aber 1960 bis 1969. Einmal rückwärts, einmal vorwärts, so sind wir es uns gewohnt. Einmal schauen wir zurück, einmal nach vorn. Vergleichbar damit, dass am zehnten Geburtstag das elfte Lebensjahr beginnt. Bei der Epochenbezeichnung wäre man aber im Gegensatz dazu nicht gezwungen, einmal so und einmal anders zu schauen: Auf Schwedisch heisst das 20. Read on…

Englische Morphologie

Die Komplexität der Morphologie des modernen Englischen ist auf ein Minimum heruntergefahren, verglichen mit Altenglisch oder mehr flektierenden Sprachen wie Deutsch. So kommt es, dass ein -s über Singular oder Plural entscheidet. Ein -s am Verb markiert des Singular (3. Person), dasselbe Morphem -s am Substantiv den Plural: the things that work the thing that works the thing that work the things that works Read on…

„Es macht Sinn“ macht Sinn

Es ist das Parade-Negativbeispiel der Sprachpfleger und -pflegerinnen: Sinn machen stünde für den Niedergang der deutschen Sprache und gehöre ausgerottet, dafür die Vorgänger Sinn ergeben und sinnvoll sein wiederhergestellt. Schon weil die Zunft der Sprachpfleger so versessen auf dieses Beispiel ist, reizt einen der Widerspruch. Und so reihe ich mich nun auch in die Gruppe derer ein, die Stirn geboten haben. Ich behaupte: Sinn machen macht Sinn. Weil die Redewendung den SprecherInnen, Read on…

Ein Auch ist auch ein Aber

Wieder einmal eines meiner Lieblingsthemen. Die Welt der Partikeln, eine Welt der Augenzwinkereien und gewagten Theorien. „Ich habe dort auch ganz gute Freunde gehabt“, sagt eine Autorin über den Ort, wo sie aufgewachsen ist. Hiesse es: „Ich habe dort ganz gute Freunde gehabt“, wäre die Aussage neutraler, das auch, welches eigentlich eine Beziehung zwischen zwei gleichartigen Dingen herstellt, impliziert hier einen Gegensatz: Eigentlich hatte ich keine (guten) Freunde, aber ich hatte auch gute Freunde. Read on…

In Schweden duzen sich alle

Die Schweden duzten sich alle, heisst es. Und es stimmt: Alle sprechen sich in Schweden mit du und Vornamen an, Chef und Arbeiter, Nachbarn und nach dem Weg Fragende. Die Ausnahme ist die Königsfamilie. Doch das schwedische du ist nicht dasselbe wie das deutsche du: Es ist die unmarkierte Form, also der Normalfall. Da klingt nichts Vertrauliches mit. Im Deutschen ist du in vielen Gruppen ja auch die unmarkierte Form; Read on…

Namensgebung

Jemandem einen Namen zu verleihen, ist bekanntlich keine triviale Angelegenheit. Doch die wahren Abgründe tun sich bei der Namensgebung von Booten auf. Ich habe eine Liste mit Namen von Weidlingen (siehe Bild) zusammengetragen: Anigeo Anjali Chilawee Chretzer Chröttli Conepa Da da am draat Daschwewo Davidstadt-Chrützer Dolce Vita Dreamtime Emma Freya II Fröschli Hobbit Ichchawarte Indian Summer Joy Knilch 1 Knilch II Kranich 10 Lemsen Lomiaumit 4 Louis III Medusa Milan 4 Reyrean Rhio Rhynixe Rhystaurante Rhytigerli Rhytüüfel Rónán Seewadel IV Siesta IV Silbermond Sueña Summer’s here Sunneströössli Süüfferli Triebholz Wifeschreck Wudle Zwirbel Die Bandbreite reicht von unverständlich über kitschig bis peinlich, Read on…

Kommunizieren über zehntausend Jahre

Ins Gras „gekratztes“ White Horse bei Uffington, England: Will uns das was sagen? (CC by superdove) Man stelle sich vor, ein Mensch stünde vor einem, der achttausend Jahre vor unserer Zeitrechnung lebte. Wie kommunizieren? Die paar rekonstruierten Wörter der indogermanischen Ursprache wie *ph₂ter (Vater) oder *k’mtom, an die ich mich auf dem Stehgreif erinnere, brächten wohl nicht viel, zumal Proto-Indogermanisch erst 4 Jahrtausende später angesetzt wird. Jaja, sich der Extremitäten bedienen natürlich („mit Händen und Füssen sprechen“). Read on…