Der Stress, bekannt als Grundzutat aktueller Zeitdiagnosen, hat eine Reise hinter sich, die er mit vielen Begriffen teilt: Vom Latein übers Französische ins Englische – und von da überallhin.
Die Stationen im Schnelldurchlauf:
- lat. stringere ’spannen‘, dazu strictus ’straff, stramm‘
- (alt)frz. estrecier ‚bedrängen, bedrücken‘, estrece ‚Einengung‘
- engl. (ab 1300) stress, als Verb (’strapazieren‘) und Substantiv (‚widrige Kraft, Druck, Anstrengung‘)
Stresskurven
Im Englischen ist stress schon lange verankert und hat seinen Stand durch Vordringen in weitere Domänen ausgebaut:
- physisch und mechanisch ‚Druck, Belastung‘ bzw. ‚belasten‘ (Mitte 19. Jahrhundert)
- to stress a word, aber auch a fact: ‚betonen, hervorheben‘ (Ende 19. Jh.)
- psychische ‚Belastung‘ (Mitte 20. Jh.)
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts führte die medizinische Forschung den Begriff ins Deutsche ein. In den allgemeinen Sprachgebrauch gelangte der Stress aber erst später, wohl unter Einfluss des Englischen. Im Gegensatz zum Englischen, wo die Verwendung seit den 1990er-Jahren wieder abnimmt, steigt der Gebrauch im Deutschen seit 2000 steil an: