Aubergine, Melanzani, Eierpflanze 🍆

Auberginen

Heute wollen wir uns der Aubergine widmen.

Steckbrief: Subtropische Pflanzenart. Nachtschattengewächs. Ursprünglich bitter. Rund oder länglich. Weiss, gelb oder violett. Asien, Persien, schliesslich Europa. Parmigiana, Caponata, Ratatouille. Alles weitere bei Wikipedia.

Widmen wir uns also der Aubergine – dem Wort. Und der Melanzani, wie sie in Österreich heisst. Eggplant brauche ich hoffentlich nicht zu erklären. Für Begriffsstutzige: Wikipedia has you covered, again.

Aubergine

Mit der auberge hat die Aubergine nichts zu tun. Noch eher mit dem Al-manach, der Al-gebra und dem Al-kohol: Denn das Au- geht auf den arabischen Artikel al- zurück.

Die Aubergine heisst im Arabischen (al-)bādinjān. Im Spanischen (berenjena) ist der Artikel für einmal nicht mit dem Wort verschmolzen, auf Katalanisch aber schon: albergínia. Dies ist das Wort, welches zur französischen und schliesslich zur deutschen Aubergine geworden ist. Die Theorie der Abstammung von oder Vermischung mit arab. al-béršiq ‚Pfirsich‘ scheint mir im Sinne von Occam’s razor nicht nötig, liegt aber ebenfalls im Bereich des Möglichen.

Wagen wir noch einen Schritt weiter in die Vergangenheit. (Al-)bādinjān stammt aus dem Persischen (bâdenjân). Dies wiederum ist durch das Sanskrit bzw. andere indische Sprachen vermittelt worden (Skt. वातिगम vātigama), welches sich wohl seinerseits bei den dravidischen Sprachen „bedient hat“.

Unsere Aubergine durchlief also 3 Sprachfamilien: dravidisch > indogermanisch (indisch, iranisch) > afroasiatisch (arabisch) > indogermanisch (iberisch, französisch).

Melanzani

Die italienische melanzana wird gern als mela insana, als ‚ungesunder Apfel‘, erklärt. Gut ausgedacht, allerdings: eher ein passender Zufall als überzeugend.

Überzeugend hingegen, wenn auch auf den ersten Blick unpassend: Die melanzana ist letztlich auch eine arabische bādinjān.

Der hintere Teil, …ndschan, passt nicht so schlecht zu …nzana. Inkompatibel sind aber badi… und mela…. Eine mögliche Erklärung ist: Die mela, zu deutsch ‚Apfel‘, ist tatsächlich im ersten Teil verbaut.

Doch bei Mela- denkt der Linguist auch an Melancholie, Melanome und andere schwarze Dinge. Und die Aubergine, wie wir sie kennen, ist wirklich fast schwarz. Womit wir endlich beim holden Griechisch sind, das in keiner Etymologiestunde fehlen darf.

Im Griechischen des 14. Jahrhunderts ist denn auch μελιντζάνα melintzana belegt – die Frage ist, ob dies von früherem ματιζάνιον matizanion abstammt oder aus dem Italienischen entlehnt ist. Wenn matizanion (oder eine ähnliche Form) zu melintzana geworden ist, kann es als volksetymologische Angleichung an melos ’schwarz‘ erklärt werden.

Apfel oder schwarz?

Ob die italienische melanzana eine „Apfel-Bādinjān“ ist oder eine griechisch vermittelte „schwarze Bādinjān“ (oder gar aus dem Spanischen übernommen, wie zuweilen behauptet), ist schliesslich eine Frage der Chronologie: Welches Wort ist zuerst belegt?

Der wohl früheste Beleg der Form melanzana stammt aus dem 12. Jahrhundert – und zwar aus dem Griechischen, das in Sizilien gesprochen wurde. Dies spricht für die These, dass es sich beim Vorderglied um das griechische melos handelt.

Des Weiteren hat die „griechische These“ gegenüber der „Apfel-These“ den Vorteil, dass sie auch das m- im Anlaut erklärt: b gibt es im Griechischen schlicht nicht (β wird seit langer Zeit als /v/ ausgesprochen, z.B. βιβλιοθήκη als /vivlioθiki/). Spanisches oder arabisches b würden im Italienischen als b wiedergegeben, was die Volksetymologie von badi- zu mela- weniger begünstigt.

Aubergine: etymologische Pfade

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