Zuerst ein kurzer Blick zurück: Lateinisch venīre ‚kommen‘ ist verwandt mit griechisch βαίνειν (baínein) ‚gehen‘ und dem deutschen kommen – sie alle gehen auf idg. *gʷem- ‚gehen, kommen‘ zurück. Von βαίνειν stammen wiederum die Basis (das, worauf man tritt) und der Akrobat ab, der auf Zehenspitzen (ἄκρον (ákron) ‚Äusserstes, Spitze‘) geht, sowie Diabetes, das von δια-βαίνειν ‚hindurchfliessen‘ kommt und eine etwas kompliziertere Bedeutungsentwicklung aufweist – aber ich schweife ab.
Wenden wir uns also wieder dem Latein zu. Zu venīre kann ad-venīre gebildet werden, wörtlich ‚herankommen, nahen‘, metaphorisch ’nahen, eintreten‘. Das Partizip Futur davon ist adventura ‚Dinge, die eintreten werden‘, also ‚zukünftige Ereignisse‘.
Im Französischen erscheint aventure zuerst verallgemeinert zu der Bedeutung ‚Ereignis; Zufall‘, dann positiv aufgeladen zu einem Zufall, der einem gelegen kommt, und schliesslich wird die Bedeutung verengt zu einem Ereignis, bei dem man testet, ob das Glück (der Zufall) einem gewogen ist – ein Abenteuer eben.
Bleibt noch die lautliche Differenz zu erklären: Wir haben frz. aventure, engl. adventure und venture, dt. Abenteuer.
- engl. adventure führt das -d- aus dem Latein wieder ein (es gab damals wie heute die Meinung, dass das Ursprüngliche per se purer und wahrer sei)
- engl. venture hat im Gegensatz dazu das a- verloren und eine getrennte Bedeutung entwickelt – es handelt sich also um eine Doublette (eine Doppel-Fortsetzung desselben etymologischen Stammes) wie z.B. auch guarantee und warrant oder Magister und Meister.
- dt. Abenteuer hat v zu b gemacht
Der Advent gehört natürlich ebenfalls hierhin, aber das ist eine andere Geschichte.