sichern & stärken

Dieser Artikel ist importiert von sprache-politik.ch, einem unterdessen eingestellten Nebenprojekt, basierend auf der Idee:

Sprache konstruiert Realität. Der Diskurs in der Schweizer Politik ist manchmal erschreckend platt; statt über Inhalte zu diskutieren, wird mit sprachlichen Verpackungen (Schlagworten, Bildern) operiert, die wenig aussagen. Was heisst sicher? Was heisst stark? Direkte Demokratie verdient einen inhaltlichen Diskurs.

Absender: Pro-Komitee USR III

Adressat: Stimmberechtigte

Das Pro-Komitee zur Abstimmung über die Unternehmenssteuerreform III operiert auf den Plakaten mit zwei simplen Aussagen: Arbeitsplätze sichern und Schweiz stärken. Was steckt hinter den Parolen?

Fokus: welche Verbindungen stellen die zwei Substantive her?

  • Arbeitsplätze bringt die Steuerreform auf die persönliche Ebene: Es geht um deinen Job. Die implizit abgerufene, aber nicht explizit benannte Behauptung ist: Unternehmen, die weniger Steuern zahlen, schaffen Arbeitsplätze.
  • Schweiz verbindet die Reform mit Gefühlen fürs Vaterland: Du tust etwas für unser Land, wenn du ja stimmst.

Konnotation: Die Verben sichern und stärken sind positiv aufgeladen. Sicher ist man, wo man sich geschützt und wohl fühlt. Stark heisst kräftig und anderen überlegen. Sicherheit steht für das Bewahren, das „passive Wohlergehen“, Stärke fürs „aktive Wohlergehen“, die Kraft zur Veränderung.

Die trockene Steuerreform wird also aufgefaltet in mehrere positive Bilder: Es geht um deinen Job, es geht um unser Land, und wir wollen doch das Gute bewahren und vorwärts zum besseren. Ob die Neuordnung der Geldströme, wie sie im Gesetz geregelt ist, diese Wirkung hat, ist Glaubenssache.

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