Kumpel, Kamerad, Freund

Nach dem Kollegen hat mich interessiert, woher unsere anderen Bezeichnungen für mehr oder weniger vertraute Menschen kommen. Es folgt eine weitere Sammlung von etymologischen Abrissen (es sei mir verziehen, dass ich die weibliche Form jeweils nicht ausdrücklich erwähne).

Freund ist urgermanisch. Es geht auf ein Partizip zurück (‚der Liebende‘) und ist verwandt mit frei (ahd. frī), welches ursprünglich ‚lieb, erwünscht‘ bedeutete.

Kumpel ist eine Ableitung von Kumpan, welches mit frz. compagnon und copain (altfrz. compain) und spanisch compañero verwandt ist. Dies wiederum stammt vom spätlateinischen companio ‚Gefährte‘, welches aus con- ‚mit‘ und panis ‚Brot‘ zusammengesetzt ist – Der Kumpan ist also ursprünglich der, mit dem man das Brot teilt.

Kamerad (wie auch frz. camarade, span. camarada und engl. comrade) geht auf die lateinische camera ‚Zimmer‘ zurück, das man sich teilte. Davon ist übrigens auch unsere Kammer abgeleitet.

Ein Genosse ist laut Wikipedia jemand, mit dem zusammen man etwas „genossen“ – oder weniger geschwollen: erlebt – hat. Vor allem linke Parteifreunde reden sich heute als Genossen an. Das englische Pendant mit dieser Konnotation ist dagegen comrade, also wörtlich der deutsche Kamerad. Auch in Frankreich und Spanien ist – immer noch laut Wikipedia – camarade bzw. camarada geläufig, in Lateinamerika aber compañero, welches wiederum wortgeschichtlich ein Onkel unseres Kumpans ist. Dazu gesellt sich auch das Italienische, wo der compagno das Pendant zum Genossen ist, da camerata eine faschistische Färbung hat.

Der Gefährte ist – man ahnt es – der, mit dem man zusammen fährt, also reist. Der Geselle leitet sich vom althochdeutschen sal ‚Wohnraum („Saal“)‘ ab – Gesellen teilen sich also einen Wohnraum. Auch Partner teilen (lat. partitio ‚Teilung‘), allerdings ist im Wortkern nicht enthalten, was.

Trägt man zusammen, welche Ursprünge hinter diesen sieben Wörtern und hinter Kollege stehen, beschleicht einen das Gefühl, dass unsere Vorfahren recht pragmatisch waren – Von acht Wörtern geht gerade einmal eines direkt auf eine Empfindung zurück, nämlich Freund. Die anderen sind vom Akt des Teilens abgeleitet – allerdings kann man natürlich argumentieren, dass dies Ausdruck positiver Gefühle füreinander ist und somit indirekt auch darauf deutet, was man für den anderen empfindet. Die „Ge-Wörter“ Genosse, Gefährte und Geselle sowie Freund sind germanische Bildungen, die vier anderen aus romanischen Sprachen entlehnt.

Im Vergleich verschiedener Sprachen wird ersichtlich, welche Bedeutungsverschiebungen sich ergeben haben und wie nun derselbe Wortstamm in verschiedenen Sprachen in einem anderen Kontext gebraucht wird, so z.B. der Kamerad, dem im Deutschen keine politische Konnotation anhaftet (dafür allenfalls eine militärische). Der Freund bezeichnet im Deutschen sowohl eine nahestehende Person als auch eine, der man amourös verbunden ist – im Englisch wird da zwischen friend und boyfriend differenziert, im Französischen zwischen ami und petit ami (man korrigiere mich, sollte ich irren), im Spanischen zwischen amigo und novio und im Schwedischen – wie im Englischen – zwischen vän und pojkvän.

Quellen: Duden, Online Etymology Dictionary

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