Wohlklang

Über Twitter wurde ich aufmerksam auf folgende Liste von auslisten.de:

Eine überaus schöne Idee, wie ich finde. Aber warum haben afrikanische Flüsse und deutsche Startups so ähnliche Namen?

Meine These: Für ein Unternehmen sucht man einen Namen, den viele Leute schön finden. Afrikanische Flussnamen kommen unserem Empfinden für schöne Wörter ziemlich nahe.

Von den 13 Flüssen liegen die meisten im mittleren oder südlichen Afrika, dem Gebiet der Niger-Kongo-Sprachen. Nach meinen (sehr begrenzten) Kenntnissen weisen diese Sprachen oft einen einfachen Silbenaufbau auf: Eine Silbe besteht im Wesentlichen aus einem Konsonanten und einem Vokal. So sind z.B. die Namen Dawa, Kalomo oder Ruhuhu aufgebaut. Die grösste Anzahl aufeinandertreffender Konsonanten sind zwei, wie in Limpopo.

Die Startup-Namen folgen einem ähnlichen Schema. Man erkennt sofort, dass sie keine typisch deutschen Wörter sind. Eine deutsche Silbe kann aus Konsonantenclustern („Anhäufungen“) bestehen wie z.B. Sprint (1 Silbe, 1 Vokal, 5 Konsonanten), und meistens enden deutsche Wörter auf Konsonant oder -e. Anscheinend wecken Wörter, die nach dem „afrikanischen Muster“ gebildet sind, bei uns positivere Assoziationen als solch typisch deutsche. Sie sind etwas exotisch, irgendwie harmonisch und nicht so kompliziert, also wohlklingend (was viel mit subjektivem Empfinden und nichts mit Linguistik zu tun hat).

Dies erinnert an die aktuelle Vornamen-Hitparade: In der Schweiz dominieren vokallastige (und auch sonst sonore, also z.B. l- und n-haltige) Namen: Leon, Noah, Mia, Lena und so weiter. Man kann spekulieren, dass diese so populär sind, weil ihr Klang als schön wahrgenommen wird. Fragt sich nur, welche Wohlklänge in einigen Dekaden en vogue sind.