Ein Auch ist auch ein Aber

Wieder einmal eines meiner Lieblingsthemen. Die Welt der Partikeln, eine Welt der Augenzwinkereien und gewagten Theorien.

„Ich habe dort auch ganz gute Freunde gehabt“, sagt eine Autorin über den Ort, wo sie aufgewachsen ist. Hiesse es: „Ich habe dort ganz gute Freunde gehabt“, wäre die Aussage neutraler, das auch, welches eigentlich eine Beziehung zwischen zwei gleichartigen Dingen herstellt, impliziert hier einen Gegensatz: Eigentlich hatte ich keine (guten) Freunde, aber ich hatte auch gute Freunde.

Die Herstellung des Gegensatzes funktioniert über das Herausstreichen dessen, was gleich ist: Es gab zwei Gruppen von Freunden. Die Gruppe „keine (guten) Freunde“ und die Gruppe „gute Freunde“. Beide waren eine Art Freunde. Das ist der gemeinsame Nenner, auf den sich auch bezieht.

Allerdings ist die Gruppe „keine (guten) Freunde“ gar nicht genannt – das auch lässt uns ergänzen, dass die „guten Freunde“ nicht die einzigen sind: es muss noch andere „Freunde“ geben. Und dass sie überhaupt impliziert, dass es die auch gegeben hat, muss eine Bedeutung haben: Es ist eine negative Wertung für den ganzen Ort.

Vielleicht gibt es noch andere (oder richtigere) Erklärungen, und sehr wahrscheinlich ist das alles nicht sehr verständlich – jedenfalls finde ich es faszinierend, dass wir wegen eines kleinen auch im Kopf automatisch hinzufügen: „Das ist dann wohl nicht ihr Lieblingsort.“

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