Namensgebung

Weidlinge am Lindli

Jemandem einen Namen zu verleihen, ist bekanntlich keine triviale Angelegenheit. Doch die wahren Abgründe tun sich bei der Namensgebung von Booten auf. Ich habe eine Liste mit Namen von Weidlingen (siehe Bild) zusammengetragen:

  • Anigeo
  • Anjali
  • Chilawee
  • Chretzer
  • Chröttli
  • Conepa
  • Da da am draat
  • Daschwewo
  • Davidstadt-Chrützer
  • Dolce Vita
  • Dreamtime
  • Emma
  • Freya II
  • Fröschli
  • Hobbit
  • Ichchawarte
  • Indian Summer
  • Joy
  • Knilch 1
  • Knilch II
  • Kranich 10
  • Lemsen
  • Lomiaumit 4
  • Louis III
  • Medusa
  • Milan 4
  • Reyrean
  • Rhio
  • Rhynixe
  • Rhystaurante
  • Rhytigerli
  • Rhytüüfel
  • Rónán
  • Seewadel IV
  • Siesta IV
  • Silbermond
  • Sueña
  • Summer’s here
  • Sunneströössli
  • Süüfferli
  • Triebholz
  • Wifeschreck
  • Wudle
  • Zwirbel

Die Bandbreite reicht von unverständlich über kitschig bis peinlich, aber ein wirklich guter Name ist meines Erachtens nicht dabei. Was natürlich höchst subjektiv ist. Obwohl ich dazu tendiere, Sunneströössli als objektiv kitschig zu bezeichnen.

Da gibt es die verfehlten Witze: Ichchawarte („Ich kann warten“) zum Beispiel. Oder Lomiaumit 4 („Lass mich auch mit“). Oder Da da am draat („Das dort am Draht“ „Dass das einen trägt“). Oder Daschwewo („Das ist wie damals, als“). Oder Rhystaurante (Aaah, bringt mich hier weg!).

Dann die Augenverdreher. Nicht ganz so schlimm, aber irgendwie nicht würdig: Wifeschreck (nebenbei, zwei f wären der Verständlichkeit zuträglich), Silbermond (hä?), Dreamtime, Davidstadt-Chrützer (whatever) und Konsorten.

Einige erschliessen sich mir nicht: Wudle, was soll das sein? Kann der Zwirbel tanzen? Ist Anjali ein Diminutiv von Anja oder muss man das spanisch aussprechen? Reyrean, Chilaween, Lemsen: Was soll das? Säuft das Süüfferli gern mal ab mitten auf dem Rhein? Ach wie schnüsig, wir gehen unter!

Insider zu verwenden, die niemand versteht, ist natürlich erlaubt. Und doch ist es etwas merkwürdig, ist der Name doch gerade auch da für den Rest der Welt. Deshalb meinen ja auch alle, so extrem kreativ sein zu müssen. Blöd nur, wenn man der Welt aus lauter Stolz die eigene Ader für Kitsch vorführt. Fröschli, Chröttli, Rhytigerli und Rhytüüfel lassen grüssen.

So verschieden die Ansätze, eine Gemeinsamkeit scheint zu sein, dass man mitteilen will, wie innig das Verhältnis zum Weidling ist: Hier verbringt man immer eine gute Zeit. Geradezu exemplarisch schreien dies Namen wie Joy, Dolce Vita, Dreamtime, Summer’s here und Sunneströössli heraus.

Hier will man sein, hier ist man zu Hause, und Tage am und auf dem Rhein mit dem Weidling sind eine Konstante – davon zeugen die Nummerierungen, die wohl beweisen sollen, seit wie vielen Jahrzehnten man selbst und die Vorfahren dem Rhein schon treu sind. Das Heimatgefühl wird durch Mundartausdrücke unterstrichen.

Eigentlich verständlich, dass sich die ganze Zuneigung zu Sommer, Sonne, Rhein und das Vergnügen von Baden und Bräteln mit Freunden im Namen des eigenen Weidlings niederschlagen soll. Eine Überlegung wert wäre es jedoch, dies nicht auf eine so plakative Art zu tun, nicht möglichst viel ohne Rücksicht auf (ästhetische) Verluste in den Namen hinein zu quetschen – Lisa oder Johnny würde es auch tun. Und wenn witzig, mein Geschmack wäre da eher so etwas wie Potemkin, Plan B oder Hansruedi.

Aber eben: Schlussendlich ist es eine Frage des Geschmacks. Nur seltsam, dass alle anderen so einen schlechten Geschmack haben.

3 Comments

  1. Peter Leutert

    Huch, Kim ein Fehler! „Da da am draat“ bedeutet natürlich zu Deutsch: dass das einem trägt und nichts mit Draht. Na?

    • Kim

      Stimmt natürlich, ich liess mich vom ‚d‘ in die Irre führen.

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