Bauchreden

Das Fazit, nachdem ich mir theoretisch und an Beispielmaterial überlegt und mich sogar vor den Spiegel gestellt habe: kann nicht so schwer sein aber ist schon nicht so einfach, aber vielleicht ist das „Bauchreden“ gar nicht die grosse Herausforderung beim Bauchreden.

„Bauchreden“ in Anführungszeichen, weil man natürlich nicht mit dem Bauch sprechen kann (Sorry, liebe Kinder. Übrigens ist auch der Osterhase… lassen wir das). Um die Unterschiede in den akustischen Schwingungen zu produzieren, die unser darauf spazialisiertes Gehör mit dem Gehirn zusammen als verschiedene Laute wahrnehmen können, brauchen wir den Vokaltrakt. Der Vokaltrakt reicht vom Kehlkopf (den man bei Männern in Form des Adamsapfels nach oben huschen sieht, wenn wir schlucken) bis zu den Lippen.

Unmöglich ist es nicht, den ganzen Sprechapparat so zu benutzen, dass man von aussen keine Bewegung sieht. Die Schwierigkeit sind Laute, die an den Lippen gebildet werden (p, b, m, f, w). Diese muss man entweder vermeiden, ersetzen oder das Publikum ablenken, während man sie produziert. Letzteres scheint mir zu dilettantisch. Es fiele wohl auf und wird, denke ich, nicht gemacht.

Vermeiden oder wenigstens tendenziell vermeiden ist sicher eine Strategie; und die paar Lippenlaute, die dann noch da sind, kann man durch ähnliche Laute ersetzen, zum Beispiel ein [m] durch ein [n], das man eventuell noch etwas modulieren kann, so dass es mehr wie ein [m] klingt. Die Abweichung ist nicht zu unterschätzen, bei der wir es noch schaffen, Sinnvolles zu ergänzen. Allerdings fiele das mit der Zeit wohl auch auf. Also gibt es sicher noch ein paar Tricks, einen weiter hinten produzierten Laut so klingen zu lassen, als ob er weiter vorne gesprochen würde.

Nun habe ich Videos von einigen Bauchrednern angesehen, und mir scheint, gerade [p] wird schon vermieden, weil es schwer auf andere Weise imitiert werden kann – Achmed a.k.a. Jeff Dunham sagt zum Beispiel „stop touching me“ – hier muss das [p] gar nicht gesprochen werden, wenn zur Kompensation beim darauf folgenden Plosiven [t] die Luft etwas länger angehalten wird, klingt es ziemlich natürlich (Ähnliches passiert ja auch beim Sprechen, z.B. act sprechen Anglosaxen häufig nur [æt:] aus). Allerdings ist es mir ein Rätsel, warum er sein Skelett „Achmed“ nennt, mit [m] drin…

Mir scheint, die Herausforderung ist, das Technische zwar auszureizen und gut zu trainieren – dazu gehört auch, das Publikum so gut zu unterhalten, um von dem abzulenken, was nicht möglich ist, nämlich z.B. ein [p] ohne Lippen zu produzieren, und damit die Illusion aufrechtzuerhalten. Und das ist ja auch der Witz: dass man weiss, dass man einer Illusion aufsitzt, wenn man meint, das Skelett spräche, aber es sieht eben trotzdem so echt aus! Aber seht selbst:

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