Sie hat gepodcasted, er ist gepierced, es mounted

Ab und zu sieht man in deutschen Texten der englischen Sprache entstammende Verben, deren konjugierte Formen auf -d enden. Zum Beispiel gepierced. Es folgt ein Erklärungsversuch.

Die Verschriftlichung von /gə’piɐst/ in der Form gepierced ist meiner Meinung nach nur möglich, weil sie genau gleich wie gepierct ausgesprochen wird.

Das, was wir im Kopf haben, wenn wir /gə’piɐst/ sagen, ist jedoch eine nach deutschem Schema gebildete Form (Analogie lieben – geliebt, piercen – gepierct), wie auch das Präfix ge- zeigt. Sie hat nichts mit der englischen Form zu tun, die per Zufall auf einen Laut endet, der gleich ausgesprochen wird. (Plosive sind im Deutschen am Wortende immer stimmlos. Dieser phonologische Mechanismus heisst Auslautverhärtung.)

Allgemein werden Fremdwörter sehr langsam an die hiesige Orthografie angepasst. Dies scheint sich nun so auszuwirken, dass wir in den Fällen, wo die Formen mehr oder weniger übereinstimmen, nicht nur die fremde Schreibung des lexikalischen, sondern auch des grammatischen Anteils als richtiger wahrnehmen (es gibt ja auch Leute, die meinen, man müsse auf Deutsch Parties schreiben und nicht Partys).

Noch abenteuerlicher ist die Form „die Festplatte mounted nicht“. Hier wurde wohl die Schreibweise des englischen Partizips auf eine Präsensform übertragen – die korrespondierende Form würde auf Englisch it mounts heissen.

Fremde Wörter können also schon einmal Auslöser sein, die Orthografie zu verfremden. Mit Grammatik hat das übrigens nichts zu tun, die bleibt davon unberührt.

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