Absurditäten im Genitiv

Die wertenden Kommentare von SeBastian Sick („Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“) zum Sprachwandel sind Linguisten ein Dorn im Auge. Warum ist es ein Zeichen sprachlichen Zerfalls, wenn man eine Dativkonstruktion statt einer Genitivkonstruktion benutzt? Unsere Wahrnehmung „minderer“ Sprache ist willkürlich.

Dafür kam mir gerade ein bestechendes Beispiel in den Sinn: Grammatisch analog zu Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod ist die Bildung Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, welche die lateinische Konstruktion nachahmt und dabei ach so archaisch und intellektuell klingt – nur seltsam, dass dieselbe Konstruktion je nach Kontext entweder als modern, flapsig und sprachfeindlich, oder als alt, weise und schön wahrgenommen wird.

Klartext an die Kulturpessimisten: Der Zerfall einer Sprache lässt sich nicht am Kasus, mit dem Besitzverhältnisse ausgedrückt werden, festmachen.

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