I Can Has Lolspeak?

Lolcats: I'z serious! It wuz THIS BIG! - Nowai. - Wai.

Wirft man einen Ball an die Wand, kommt ein Ball zurück – wirft man Katzenfotos ins Internet, kommt Sprachwitz zurück.

Ja, genau. Fotos von Katzen. Denn was liegt näher, als diese Viecher, die man einfach nur herzig finden kann, zu schnappschussen und das Resultat ins Internet zu stellen, wo ganz viele Menschen sich darob amüsieren?

Tieren Verhaltensweisen von Menschen anzudichten ist altbekannt; Hunden Kleider anziehen, Schafen aufgrund ihres Gesichtsausdrucks nachsagen, sie seien belämmert, und natürlich sprechende Pferde, Papageien und Affen. Oder eigentlich das gesamte Tierreich, siehe Trickfilm.

Aber wie sprechen Katzen? Ein bisschen falsch aber liebenswert, haben die Lolspeak-Pioniere sich gedacht, und seit da ist Lolspeak in aller – Tasten. Denn obwohl es Lolspeak heisst, hat es keinen Reiz, es auszusprechen. Das würde nämlich ziemlich normal klingen.

Der Witz (beziehungsweise die lulz) an Lolspeak ist die homonyme Falschschreibung – also dass ein Wort falsch geschrieben wird, aber so, dass es gleich ausgesprochen wird wie die orthografisch korrekte Schreibung.

Aber lasst mich noch etwas weiter ausholen.

Die englische Orthografie ist sehr etymologisch. Man kann aus einer Schreibung oft ablesen, wie ein Wort früher ausgesprochen wurde (das gegenteilige Konzept wäre eine phonetische Schreibung, die möglichst nahe an der Aussprache ist, wie z.B. beim Italienischen). Es gibt viele Homonyme (gleich lautende Wörter), die verschieden geschrieben werden, zum Beispiel c, see und sea. Unbetonte Vokale werden oft als Schwa ausgesprochen, beispielsweise würde teachor oder teachur gleich wie teacher ausgesprochen. Die uneindeutige Orthografie der englischen Sprache begünstigt also verschiedene Schreibweisen eines Wortes, die gleich ausgesprochen werden (bzw. würden, wenn sie nicht „verboten“ wären).

Dies macht sich Lolspeak zu Nutze. So wird bucket zu bukkit, und ist, obschon verfremdet, sofort als Eimer erkenntlich. Stop wird zu stawp, balloon zu buhloon und so weiter.

Dazu kommen noch grammatisch falsche, aber verständliche Konstruktionen wie I’z für I’m (weil Kätzchen zwar das mit dem Süss-Sein, aber das mit dem Konjugieren nicht so drauf haben, scheinen die Menschen zu wissen) oder das syntaktisch verkehrte I can has cheezburger? und einige Ausdrücke in der Manier zeichensparender SMS-„Sprache“, wie srsly (seriously) oder kthxbai („Okay? Thanks, bye.“).

Also eine Mischung aus absichtlich falsch geschriebenen Wörtern, ungrammatischen Bildungen und Abkürzungen. Und das soll jetzt lustig sein? Popkultur, gar? Fragte der Zweifler. Wie immer gilt: Nicht alle finden alles lustig. Aber deswegen ist es noch lange nicht blöd.

Im Gegenteil: Um solche Sprachspielereien zu erfinden, ist Kreativität gefragt. Die Regeln, hier vor allem die oben genannte Homonymie orthografischer Varianten, müssen bekannt und verinnerlicht sein. Der Witz ergibt sich erst daraus, dass man die Formen als falsch erkennt.

Es findet also in keiner Weise eine Verrohung, Verwässerung oder schlechte Entwicklung der Sprache statt, wie dies auch nicht bei Comics, Jugendsprache oder Märchen (danke Björn, danke Max) der Fall ist. Kreative, humoristische Auseinandersetzung bekräftigt im Gegenteil die Regeln der Sprache. Das meint auch der Herr Professor in einem Artikel zu Webspeak beim Independent:

Meanwhile, Professor Crystal suggests that lolspeak is actually rather high-minded. “It’s like a literary style – bending the normal rules of language to create particular effects – more like James Joyce than anything else.”

Mehr Lolkatzen gibt’s bei I Can Has Cheezburger?, eine Einführung in die Welt der Meme im Chaosradio Express #121, eine Anleitung zu Lolspeak beim „LOLCat Bible Translation Project“ (!) und das passende Wörterbuch bei Speak Lolspeak. Update: Es gibt sogar die Programmiersprache LOLCode.

Update: Andere haben sich schon viel früher dem Phänomen gewidmet

Das Bild stammt vom Flickr-User Kevin Steele und steht unter Creative-Commons-Lizenz.

1 Kommentar

  1. Ich liebe die lolcats und das da oben ist mein absolutes Lieblingsbild (dicht gefolgt von: «Cats, now on DVD»)! =))

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