Lebenslinien

Wörter und ihre Bedeutung verändern sich stetig, werden entlehnt, abgewandelt und kommen anderen in die Quere, semantisch oder phonetisch.

Makulatur war ursprünglich ein Begriff aus dem Druckwesen für Fehldrucke, der bald in den Volksmund überging.

Makel, heute oft übertragen verwendet für eine negative Eigenschaft einer Sache, geht direkt auf das lateinische macula (Fleck, Mal, Schandfleck) zurück und ist augenscheinlich mit der Makulatur verwandt.

Als Verb dazu gab es makeln, also beflecken.

Eine andere Geschichte hat jedoch der Makler: verwandt mit machen*, kam makeln aus dem Niederländischen bzw. Niederdeutschen makelen als Lehnwort mit der Bedeutung Unterhändler sein, bei einem Handel vermitteln ins Deutsche. Es exisitierte wohl neben mäkeln, das im Laufe der Zeit pejorative Bedeutung bekam: etwas auszusetzen haben (weil die Makler wohl gerne einmal einen Makel – haha, Verwirrung – herausstrichen, um den Preis zu drücken).

Das gleichklingende (homophone) makeln aus dem Lateinischen ist unterdessen ausgestorben, das andere hat eine neue Bedeutung dazubekommen: zwischen zwei Gesprächspartnern wechseln, zu denen man gleichzeitig telefonisch verbunden ist.

Toll, so Lebenslinien von Wörtern. Da schlägt das Linguistenherz höher 🙂

*Die Zweite Germanische Lautverschiebung, welche nur das Hochdeutsche durchmachte, frikativisierte k zu ch [x], t zu ts/s (vgl. Zeittime, whatwas) und p zu pf/f (vgl. Pfefferpepper). Das -l- ist ein niederländisches Suffix.

Als Quelle diente mir neben dem Wörterbuch von Grimm der Online-Duden, den ich gerade für sieben Tage kostenlos teste und wegen der Verfügbarkeit des Etymologie-Bandes auch ziemlich cool finde.

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