Das Manifest

Zurück aus den Ferien in Finnland stimme ich jetzt einmal ein Loblied auf die Finnische Sprache an. Denn zu oft wird Finnisch nur als lustig und seltsam wahrgenommen – doch vor Sprachen muss man nun wirklich keine Angst haben.

Finnisch ist nicht schwer. Finnisch ist uns fremd, weil es nicht – wie fast alle Idiome um uns herum: Deutsch, Englisch, Fränzösisch, Spanisch, Russisch und viele mehr – eine indogermanische Sprache ist.

Finnisch klingt komisch. Kann man so stehenlassen. Dass wir Anderssprachigen das so empfinden, liegt vermutlich daran, dass man Finnisch nicht oft hört – wie zum Beispiel Englisch. Finnisch mag schrullig sein, doch darob darf man nicht vergessen, dass es eine nicht minder vollständige und vielseitige Sprache ist als uns Bekanntere.

Finnisch ist unverständlich und nicht erlernbar. Ist natürlich so. Etwa so unverständlich und nicht erlernbar wie Englisch.

Was ich damit sagen will: Viele stellen sich vor, Finnisch müsse ja sooo schwierig sein, weil so anders. Aber die tatsächliche Barriere ist nach meiner Erfahrung viel kleiner als die im Kopf. „Fremd und unzugänglich“ ist ein Vorurteil, das auf Finnisch nicht mehr zutrifft als als eine beliebige andere Sprache.

Ein Beispiel? Die Laute des Finnischen sind für deutsche Muttersprachler einfach: es gibt keine THs wie im Englischen, keine nasalisierten Vokale wie im Französischen, keine palatalen Ls wie im Italienischen. Weitere Beispiele? Die Betonungsregeln sind durchgehend, die Ortografie entspricht der gesprochenen Sprache und die paar Kasus mehr fallen gar nicht so ins Gewicht… Wirklich! Von 15 Fällen ersetzen sechs Richtungsangaben wie „von, in zu, aus“, drei werden fast nie gebraucht und der Akkusativ ist nur ein grammatisches Konstrukt. Also fünf Fälle, wo wir vier haben. Und man muss auch bedenken, dass jeder einzelner Kasus weniger Funktionen hat, wenn sich die Funktionen auf mehr Fälle verteilen, und damit die Verwendung unter Umständen logischer ist.

Dies ist keine Verteidigung einer exotischen Sprache, sondern ein Manifest: Denkt nicht in den engen Kategorien des Bekannten! Seid neugierig und lasst euch vom Unbekannten überraschen statt ängstigen! Denn fremde Sprachen eröffnen neue Horizonte, lassen einen nachdenken über normal und fremd, schön und praktisch, das Leben und die Welt.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

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