I’d like to introduce you to my name

Kuh

Namen gehören zu uns. Sie kleben an uns, wie eine Etikette, die angetackert wurde und nur mit grossen Mühen wieder entfernbar ist (siehe Bild). Eine Etikette, in allen Farben des Regenbogens, mit schickem rot-schwarz-Kontrast oder hippen Abstufungen von grün zu blau umrandet. Und innerhalb der Umrandung steht der Name: Kim, mit einem Herzchen als i-Pünktchen.

Sie gaben ihr Bestes, uns einen Namen zu verleihen. Sie haben’s sicher nicht böse gemeint. Wenn man Pech hat, sind sie etwas altertümlich veranlagt oder habe einen seltsamen Geschmack. Eine grau-braune Umrandung mit zittriger Hand. Verkennen das Platte als das wunderbar Einfache oder das Komplizierte als das wunderschön Exotische. Aber böse gemeint haben sie’s sicher nicht.

Kriterien für die Namenswahl sind zahlreich und doch nicht hinreichend, trägt doch das Gefühl und der Geschmack genau so viel – wenn nicht mehr – zur Namensfindung für die eigenen Sprösslinge bei. Ein sehr hörenswertes einstündiges Essay zum Thema findet man beim Schweizer Radio: Input „Wie Vornamen wirken“

Zufrieden mit seinem Vornamen ist man wohl dann, wenn man nicht darüber nachdenkt. Meine Eltern machten mich zu einem Kim. Nur die Androgynie stösst meine Gedanken hin und wieder wieder auf meinen Namen. Und folgende Begebenheit:

Ich leiste zur Zeit Zivildienst an einem Ort, wo sowohl Französisch als auch Schweizerdeutsch gesprochen wird. Schweizer Diglossie at its best. Am ersten Tag wurde ich allen vorgestellt und sagte hübsch-schweizerisch: „Je m’appelle Kchim.“ Ich weiss ja, dass man im Französischen das k nicht als Affrikate spricht (phonetisch [kx]), und ich sage natürlich nicht Kchamembert, aber den eigenen Namen erachtete ich wohl als gesondert zu behandeln.

Ich sagte also zur Mitarbeiterin aus der Romandie: „Bonjour, je suis Kchim.“ Sie schaute etwas dumm aus der Wäsche und ich begriff nicht – „Kim“, doppelte mein Chef mit „korrektem“ Akzent nach. Ihr verdutzter Ausdruck wich: „Ah, Kim, pas Kchim“ – Jetzt kam ich nicht mehr mit, ist doch dasselbe, nur eine Frage der Aussprache, dachte ich mir. Das Problem: Die Franzosen (und Welschen) sagen ihr r häufig stimmlos. Das klingt dann wie ein ch [x]. Mein schweizerdeutsches Kchim [kxim] erkannte sie also als crime [krim/kxim].

Seitdem hüte ich mich davor, mich auf französisch als Verbrechen vorzustellen.

Das Bild stammt vom Flickr-User Gérôme und steht unter Creative-Commons-Lizenz.

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